Zum sechsten Mal richtet die Hommage bei Film+ das Augenmerk auf die Bedeutung der Montage für die deutsche Filmgeschichte und würdigt das Lebenswerk einer für die deutsche Kinematographie wichtigen Editorin mit einer drei Filme umfassenden
Film-Reihe.
Helga Borsche
In diesem Jahr gilt die mit einer Ehrung durch den Bundesverband Filmschnitt – Editor e.V. (BFS) verbundene und vom Land NRW maßgeblich unterstützte Filmreihe dem vielgestaltigen Œuvre von
Helga Borsche.
Helga Borsche debütierte – nach einer Ausbildung in Kopierwerk und Trickabteilung Ende der 1950er Jahre – als verantwortliche Editorin der Fernsehsendung
Die Rückblende (1961, R: Hans Rosenthal) und sammelte vielseitige Ton- und Bildschnitt-Erfahrungen in Industrie-, Dokumentar- und Musikfilmen. Nach Arbeiten im deutschen Unterhaltungsfilm der frühen 1970er Jahre erwarb sich Helga Borsche durch die Herstellung einer deutscher Version von
Steiner - Das eiserne Kreuz II (1979, R: Andrew V. McLaglen) und einer Totalvertonung von
Gruppenbild mit Dame (1977, R: Aleksandar Petrovic) einen ausgezeichneten Ruf in Vertonung und Synchronschnitt.
Ab Mitte der 1970er Jahre arbeitete sie mit verschiedenen Regisseuren des Neuen deutschen Films, insbesondere mit Michael Verhoeven und Hans W. Geißendörfer, für dessen Literaturverfilmung
Ediths Tagebuch sie 1984 den Deutschen Filmpreis für den Besten Schnitt erhielt.
Über viele Jahre hinweg hat Helga Borsche darüber hinaus Generationen deutscher Nachwuchsfilmer, darunter z.B. Roland Emmerich und Ute Wieland, in die Montage eingeführt und ihre ersten Filme begleitet: Von 1977 bis 2002 wirkte sie als Schnitt- Lehrbeauftragte an der Hochschule für Film und Fernsehen in München.
Den hohen handwerklichen und künstlerischen Anspruch, den Kino und Fernsehen auf unterschiedliche Arten an das Erzählen von Geschichten stellen, erfüllt Helga Borsche in ihrer Montage für beide Medien gleichermaßen - vom Schnitt internationaler Kinoproduktionen wie Mika Kaurismäkis
Helsinki Napoli All Night Long (1987) bis zur Ko-Regie von 52 Folgen
Lindenstraße. Bis heute profitiert davon besonders Xaver Schwarzenberger, für den Helga Borsche nach wie vor mindestens zwei Filme pro Jahr auf dem Schneidetisch fertigt, zuletzt u.a.
Margarete Steiff (2005) und
Muttis Liebling (2006).